United-Teammanager Udo Schulz (Mitte links, mit Roman Pott) freut sich darüber, dass Hannover United erstmals das Playoff-Halbfinale der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga erreicht hat. Fotos: Archiv/Lobback

Während des letzten Hauptrundenspiels bei den Baskets 96 Rahden am vergangenen Sonnabend hast Du Dir mehrfach die Haare gerauft. Wie groß wiegt die Enttäuschung darüber, den Sprung auf Platz drei verpasst zu haben?
Ich bin gar nicht enttäuscht. Platz vier und die Qualifikation für das Halbfinale sind Riesenerfolge. Meine spärlichen Haare habe ich gerauft, weil ich dem Team ein weiteres Erfolgserlebnis gegönnt hätte. Natürlich bin auch ich im Spiel emotional, wenn eine Aktion nicht gut gelöst wird. Wir haben am Samstag oft nicht die richtigen Entscheidungen getroffen. Aber Rahden war sehr stark und hat den Sieg absolut verdient. 

In der Woche zuvor hat das Team mit den Thuringia Bulls erstmals einen der beiden Großen der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga geschlagen - gewissermaßen ein Meilenstein in der Entwicklung der Mannschaft. Wie hast Du den Erfolg auf der Tribüne mitbekommen?
Nach dem Start mit der 11:2-Führung war ich schnell euphorisiert, dann gut gelaunt, je länger wir die Begegnung offen gestaltet haben. Ehrlich gesagt habe ich einen Sieg bis in die letzte Spielminute nicht für realistisch gehalten. Erst nach dem Korbleger von Kapitän Jan Sadler zum 55:47 war mir klar, dass unser Team das Unmögliche schaffen wird - eine wahnsinnige Energieleistung. Wenn man viele Jahre sehr intensiv dafür arbeitet, dass ein kleiner Verein wie Hannover United erstklassigen Sport abliefern kann, sind solche Siege und Erlebnisse eine Belohnung und sehr emotional.

Platz vier in der Hauptrunde, erstmals den Einzug ins Playoff-Halbfinale geschafft, die Thuringia Bulls geschlagen - welches sportliche Fazit ziehst Du?
Ich bin sehr, sehr zufrieden mit den sportlichen Ergebnissen. Unsere jungen Spieler haben eine tolle Entwicklung genommen und profitieren aktuell von den vielen Einsatzminuten auch gegen die Top-Teams. Spielerinnen und Spieler wie Vanessa Erskine sowie Jan Sadler und Jan Haller haben Verantwortung übernommen und machen einen grandiosen Job. Martin Kluck hat trotz vieler Wendungen - Mariska Beijer und Christoph Lübrecht gar nicht im Einsatz, Joe Bestwick dann nicht mehr im Einsatz - immer wieder unfassbar gute Arbeit gemacht und das quasi immer wieder neu formierte Team in der Erfolgsspur gehalten. So möchte ich das Zwischenergebnis als Riesenerfolg verbuchen.

Die Spielzeit stand Corona-bedingt unter keinem guten Stern. Vor dem ersten Ball lautete Dein Ziel, es bis in die Weihnachtspause zu schaffen. Nun ist die Hauptrunde gespielt. Ein großer Erfolg für Hannover United und die Liga.
Der größte Erfolg in dieser Saison ist für Hannover United, dass wir gesund geblieben sind. Als wir Ende Oktober nach intensiven Diskussionen uns für den Spielbetrieb entschieden hatten, gehörte ich nicht zu den kühnen Optimisten, die ein Durchspielen der Hauptrunde erwartet hatten. Um so mehr bin ich froh und erleichtert, dass die Flexibilität der Verantwortlichen im Fachbereich Rollstuhlbasketball des Deutschen Rollstuhlsportverbandes (DRS) und der RBBL-Vereine und der Mut aller Beteiligten belohnt wurde, so dass wir ohne eine durch den Spielbetrieb bedingte Infektion die reguläre Saison abschließen können. Dazu haben viele engagierte Menschen in den Vereinen beigetragen, die in enger Abstimmung und sehr gewissenhaft für eine sichere Austragung der Spiele gearbeitet haben.

Für Mannschaft und Trainer war das auch keine einfache Zeit: Selbstauferlegte Isolation, viel Aufwand in Einzelschichten, keine Fans auf den Tribünen. Wie ist das Team damit umgegangen?
Auch hier möchte ich zunächst die große Disziplin von unseren Spielerinnen und Spielern loben. Sie haben alles dafür getan, ein mögliches Infektionsrisiko so sehr zu minimieren, wie es in ihrer Macht steht. Coach Kluck hat in sehr vielen Gesprächen immer wieder sensibilisiert und deutlich gemacht, dass Hannover United jede individuelle Entscheidung mittragen wird. Darum haben wir auch den verständlichen Anliegen von Mariska Beijer und Christoph Lübrecht, nicht zu spielen, unmittelbar entsprochen. Sportlich haben Martin und das Team schon vor Saisonbeginn einen unglaublichen Einsatz im Training gefahren. Sie haben nie nachgelassen - auch wenn der Saisonstart immer wieder verschoben wurde. Diese Motivation so extrem hoch zu halten und im Saisonverlauf Top-Leistungen zu erbringen, verdient großen Respekt. Sie haben uns Helferinnen und Helfer in der Halle und die Fans an den Bildschirmen echt verwöhnt. Und sie haben sich selbst mit dem Erreichen des Playoff-Halbfinals noch weitere Spiele auf höchstem Niveau geschenkt, auf die wir uns sehr freuen.

Wie lief es am Rande der Bande? Corona hat ja auch vor dem Drumherum nicht halt gemacht. 
Wir sind unglaublich dankbar. Wir haben von Fans und Freunden - dazu zähle ich auch unsere Ehrenamtlichen und Partner - so viele aufmunternde und stärkende Nachrichten erhalten. Unsere Kooperationspartner und Sponsoren haben uns trotz der Krise die Treue gehalten. Dadurch haben wir die Möglichkeit gehabt, die Saison wirtschaftlich gesichert zu bestreiten und mussten keine Corona-Hilfe beantragen. Ich hoffe sehr, dass unsere Partner auch zur kommenden Saison dazu in der Lage sein werden, unseren gemeinsamen Weg fortzusetzen. Gleichzeitig ist es großartig zu sehen, was die Crew der Helferinnen und Helfern beim Auf- und Abbau, am Kampfgericht und unser Livestream-Team geleistet haben. Ein großer Dank gilt auch unseren beiden Ärzten, insbesondere Dr. Matthias Bosselmann, der Woche für Woche mit großem Einsatz nach Feierabend das Team auf Corona getestet und uns so ein bisschen mehr Sicherheit gegeben hat. Und Marlen Borngräber, die an den Heimspieltagen nach der Winterpause die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter abgestrichen hat, womit wir den Spielbetrieb aufrecht erhalten konnten. Das ist alles mit viel Empathie und wunderbarer Zuverlässigkeit geschehen.

Im Playoff-Halbfinale trifft Hannover United auf den RSV Lahn-Dill. Das Duell Best-of-Three startet am 10. April in der United Arena. Gib uns doch einen kurzen Ausblick auf die zwei beziehungsweise drei Begegnungen.
Der RSV Lahn-Dill ist sicherlich aktuell das Top-Team der Liga. Sie haben im Februar die Thuringia Bulls mit 28 Punkten deklassiert und stehen dadurch souverän an der Tabellenspitze. Ich sehe uns als krassen Außenseiter in das Halbfinale gehen. Aber wir sind ehrgeizige Sportlerinnen und Sportler und so werden wir uns sehr, sehr intensiv auf diese Begegnungen vorbereiten und bis zur letzten Sekunde wird Hannover United alles geben. Wir freuen uns auf diese Spiele und wissen, dass auch unser Gegner einen gesunden Respekt vor unserem Team haben wird.

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