United-Center Matthias Güntner (Mitte) wird von Rahdens Peter Cusack (links) und Krzysztof Bandura gestoppt. Foto: Lobback

Hannover. Josef Jaglowski war ganz gut drauf. Zum einen war er einen wichtigen Gruß losgeworden. "Mein Enkel wohnt in Kanada. Er hat gesagt: 'Opa, du musst für mich in die Kamera winken'. Ich hoffe, es ist angekommen", sagte Jaglowski und zeigte lachend auf die Livestream-Kamera, die das Spiel zwischen Hannover United und den Baskets 96 Rahden offenbar auch nach Übersee übertragen hat. Zum anderen hatte der Trainer der Baskets 96 Rahden auch sportlich Grund zur Freude. Seine Mannschaft hatte in der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL1) eine sehr gute Leistung bei United abgeliefert. Ein Top-Spiel“ hatte der 65-Jährige, der vor einer Woche Geburtstag gefeiert hat, von beiden Teams gesehen. Ein Spitzenspiel, dass unter normalen Umständen viele Zuschauer verdient gehabt hätte, so Jaglowski.

Die Stimmung bei Hannover United war nach dem Abpfiff eher verhalten. Das 60:71 gegen Rahden im ersten Spiel der Saison war ein früher Dämpfer für die Ambitionen von United. Die Aufarbeitung der ersten Niederlage in der Liga seit Dezember 2019 gegen die Thuringia Bulls begann direkt im Anschluss - und war sehr selbstkritisch. "Wir haben heute einen harten Kampf von Rahden geliefert bekommen. Die waren sehr, sehr aggressiv an den Stühlen", sagte United-Coach Martin Kluck. "Da muss ich mir auch eingestehen, dass wir uns in der Vorbereitung nicht gut genug auf diese Presse eingestellt haben."

Pressing gibt immer Erfolg - nicht von der ersten Sekunde, sondern am Ende.
Josef Jaglowski, Trainer Baskets 96 Rahden

Gäste-Trainer Jaglowski hatte nach einem sehr guten ersten Viertel von Hannover (24:13) seine Verteidigung auf ein sehr intensives Pressing umgestellt. Damit kam United nicht zurecht. Und Rahden, angeführt von seinem überragenden niederländischen Nationalspieler Mustafa Korkmaz, holte Punkt um Punkt auf, ging in der 24. Minute erstmals in Führung. United startete zwar mit einem knappen Vorsprung in den letzten Abschnitt (55:53), doch in zehn Minuten warf Hannover nur noch fünf Punkte. Zu wenig, um starke Rahdener in Bedrängnis zu bringen. "Unser Pressing hat perfekt geklappt", sagte Jaglowski. "Pressing gibt immer Erfolg - nicht von der ersten Sekunde, sondern am Ende. Da war die Kraft weg, Hannover hat die Arme nicht mehr hoch bekommen."

Bei dieser harten, aber auch sehr anstrengenden Defence die Wurfquote in der zweiten Halbzeit hoch zu halten, war schon extrem tough.
Martin Kluck, Trainer Hannover United

Das sah United-Coach Kluck auch so. "Wir haben es nicht geschafft, unsere Grundgeschwindigkeit zu erreichen", so Kluck. In einigen Situationen habe Rahden seine Spieler schon gestoppt, als der Ball bei Einwurf Hannover noch nicht im Spiel gewesen sei. Der Aufwand für Spieler wie Joe Bestwick, Matthias Güntner und Jan Sadler wurde von Minute zu Minute größer, um in Wurfposition zu kommen. Mehrfach lief die Schussuhr ab. Zweimal wurde United zurückgepfiffen, weil das Team es innerhalb von acht Sekunden nicht mit dem Ball über die Mittellinie geschafft hatte. Die Analyse in Zahlen: In der zweiten Halbzeit gelangen United nur 24 Punkte - so viel wie zuvor allein im ersten Viertel. Rahden warf konstanter. "Bei dieser harten, aber auch sehr anstrengenden Defence die Wurfquote in der zweiten Halbzeit hoch zu halten, war schon extrem tough. Diese Kombination hat am Ende den Anschlag gegeben", sagte Kluck. "Respekt vor dieser Leistung."

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Für Hannover gab es trotz der Niederlage auch gute Nachrichten. "Positiv ist, dass wir überhaupt gespielt haben", sagte Kapitän Jan Sadler. "Aktuell ist es so, dass jede Minute, die wir auf dem Feld sind, ein Erfolg gegen die Pandemie ist." Außerdem machte bei United, bei denen die niederländische Nationalspielerin Mariska Beijer und Christoph Lübrecht fehlten, einer großen Spaß: Zugang Matthias Güntner. Der Neue war mit 19 Punkten neben Joe Bestwick bester Werfer und holte unter dem eigenen Korb zehn Rebounds. Doch auch Güntner ging mit zunehmender Spieldauer die Kraft aus. In der entscheidenden Phase kurz vor Schluss verlegte der Nationalspieler vor seinem Anschlusskorb zum 60:66 drei Bälle in Folge. "Wir wollen, dass er die Verantwortung übernimmt. Das hat er heute gut gemacht", sagte Sadler. "Wenn die Dinger hier und da mal daneben gehen - eventuell auch in einer ärgerlichen Phase - dürfen wir ihm nicht ankreiden. Er hat heute wirklich ein super Spiel gemacht."

Hannover United: Joe Bestwick, Matthias Güntner (je 19 Punkte), Jan Sadler (11), Jan Haller (8), Alexander Budde (3), Vanessa Erskine, Oliver Jantz, Tobias Hell.
Baskets 96 Rahden: Mustafa Korkmaz (24), Krzysztof Bandura (21), Jake Robinson (14), Peter Cusack (8), Quinten Zantinge (4), Elvis Fakir, Kallum Stafford, Carl Fritzell, Thomas Smith, Krzysztof Kozaryna, Tarik Caio.

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