Unternehmer und Sponsor Mayk Taherian (von links) mit seinen Angestellten Lennart Holden (MTB Baskets Hannover) und Christoph Lübrecht (Hannover United) auf der Baustelle im Hauptbahnhof von Hildesheim. Fotos: Hannover United/Team zurNieden

Hildesheim/Nordstemmen. Hauptbahnhof Hildesheim, Gleis 14. Die Sonne brennt auf den Bahnsteig. Einige wenige warten auf ihre Züge. Weiter hinten im abgesperrten Bereich baggern Arbeiter den Boden aus. Aus einem flachen Gebäude auf dem Bahnsteig dringen dumpf Stimmen. Man diskutiert, verteilt Aufgaben. Wenig später treten zwei junge Männer als erste aus der Tür in die Sonne. Der eine ist Armin Taherian, der andere Christoph Lübrecht, Spieler von Hannover United in der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL1) und seit einigen Wochen beim Bauunternehmen MTB GmbH aus Nordstemmen angestellt.

Lübrecht ist gelernter Bauzeichner, hatte in seiner beruflichen Karriere noch nie mit Bahn-Infrastrukturbau zu tun. Das neue Metier ist komplex, wie man auf vor Ort erfährt. "Selbst für Arbeiter aus dem klassischen Hoch- oder Tiefbau ist das hier eine andere Welt", sagt Armin Taherian, Sohn des Geschäftsführers Mayk Taherian - und sein Angestellter. Er steuert das Projekt Bahnsteigerneuerung Hildesheim. Lübrecht schnappt sich ein Vermessungssystem, Zollstock, Stift und Schreibbrett und zieht los.


Christoph Lübrecht misst auf der Baustelle im Hauptbahnhof Hildesheim den Fortschritt der Arbeiten - und rechnet danach ab.

Trotz der Diskrepanz in der Profession hat Taherian Senior in seinem Team schnell einen Platz für den Neuling gefunden. "Es ist artfremd, was Christoph macht - das ist mir bewusst. Aber er ist ausgebildeter technischer Zeichner und hat ein grundsätzliches Verständnis für dreidimensionales Denken", sagt Taherian. Und dafür gebe es genug zu tun auf seinen Baustellen im Land. "Es gibt viele Dinge, die Christoph in den nächsten Monaten lernen muss. Das dauert schon mal ein Jahr, bis alles sitzt." Das sei nicht immer einfach, so der Unternehmer. "Da muss man am Ball bleiben."

Aus Liga 2 in die Erstliga-Spitzengruppe gekämpft

Am Ball bleiben kann Lübrecht, der vor zwei Jahren aus der 2. Rollstuhlbasketball-Bundesliga Nord (RBBL2N) nach Hannover gewechselt ist und sich einen guten Platz im Team und sich vor allem in seiner zweiten Saison viel Spielzeit erkämpft hat. In der MTB GmbH hat Lübrecht sich auch schon einen kleinen Platz erkämpft. "Er ist wissbegierig und motiviert. Menschlich passt er auch total gut ins Team", so Taherian.

Das Projekt Bahnsteigerneuerung Hildesheim ist ein längerfristiges. Für den Abschluss angepeilt ist das Frühjahr 2021. Viel Zeit also, sich in der neuen Umgebung gut zurechtzufinden. "Mayk hatte direkt Ideen, wie er mich einsetzen kann", sagt Lübrecht. Seine Aufgaben: digitalgestützt sogenannte Aufmaße machen, die Arbeit mit Fotos dokumentieren - und Geleistetes abrechnen. Ohne Lübrecht kommt kein Geld rein. Sein Arbeitstag spielt sich aktuell zu 50 Prozent im Büro in Nordstemmen und zu 50 Prozent auf der Baustelle im Hauptbahnhof Hildesheim ab. "Morgens checke ich meist Emails und kläre, was zu klären ist. Dann fahre ich raus zu den Jungs. Nachmittags formuliere ich die Dinge aus, die ich dokumentiert habe", sagt Lübrecht.

Es gibt viele Dinge, die Christoph in den nächsten Monaten lernen muss. Das dauert schon mal ein Jahr, bis alles sitzt.
Mayk Taherian, Bauunternehmer aus Nordstemmen und Hauptsponsor von Rollstuhlbasketball-Bundesligist Hannover United

Leistungssport und Hauptberuf - wie lässt sich das vereinbaren? Am besten, wenn man flexibel ist und einen sportverrückten Chef hat. Firmengründer Mayk Taherian ist so einer: Ehemaliger Leistungssportler, basketballverliebt und erfolgreicher Generalunternehmer für die Deutsche Bahn AG. Er ist seit rund 30 Jahren als Bauingenieur im Bereich Verkehr und Tiefbau unterwegs - ein Profi. "Wir sind mit der MTB GmbH auf Infrastruktur bei der Deutschen Bahn spezialisiert und einer der drei Marktführer", sagt Taherian. Und ein echter Familienbetrieb. Die Söhne Armin und Silas haben verantwortungsvolle Aufgaben, Ehefrau Kira ist Prokuristin. Ein Familienbetrieb, der ein eigenes Großprojekt verfolgt: Im Mai 2021 will die MTB GmbH in ihr neues, dreistöckiges Bürogebäude in Nordstemmen einziehen. Spatenstich für den Neubau war vor drei Wochen.

Spagat zwischen klassischer 40-Stunden-Woche und Leistungssport auf Topniveau

Neben dem Unternehmen gibt es zwei weitere Leidenschaften des Mayk Taherian, die eng miteinander verbunden sind: der Sport und das Ehrenamt. "Seit 49 Jahren hängt mein Herz an dem orangefarbenen Ball", sagt Taherian. In früheren Jahren spielte der heute 54-Jährige mit Eintracht Hildesheim in der 2. Basketball-Bundesliga. Heute ist er Präsident des Niedersächsischen Basketballverbandes und mit seinem Unternehmen Hauptsponsor der Rollstuhlbasketballer von Hannover United und dem Basketball-Regionalligisten MTB Baskets Hannover.


United-Präsident Joachim Rösler (links) überreicht Hauptsponsor Mayk Taherian ein von der Mannschaft unterschriebenes Trikot.

Nun ist Taherian also Arbeitgeber von Rollstuhlbasketballer Lübrecht - im übrigen auch von MTB-Baskets-Power-Forward Lennart Holsten. Lübrecht hat mit Hannover United in der abgelaufenen und wegen Corona abgebrochenen Spielzeit das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte erzielt: Platz drei in der Hauptrunde und nur einen Sieg vom Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft entfernt. Dazu Ausrichter des DRS-Pokal Final Four und das Aus im Halbfinale gegen die späteren Pokalsieger RSB Thuringia Bulls.

Ich arbeite mit Mayk an einer Lösung mit Gleitzeit oder Homeoffice, das ich ein- oder zweimal in der Woche morgens werfen kann
Christoph Lübrecht, Rollstuhlbasketball-Bundesligaspieler bei Hannover United und Angestellter der MTB GmbH

Wie es in der neuen Saison weitergeht, ist wegen der unvorhersehbaren Entwicklung der Corona-Pandemie vakant. Am Mittwoch haben Liga und Klubs entschieden, den Saisonstart um einen Monat auf den 31. Oktober zu verlegen. Darauf bereitet Lübrecht sich parallel zum Beruf vor. "Momentan muss ich das Training etwas reduzieren, weil ich hier eine ganz klassische 40-Stunden-Woche habe. Mit Mayk ist besprochen, dass ich alle Trainingseinheiten am Abend schaffe - das klappt bisher auch", sagt Lübrecht. Für das Früh- und Wurftraining müsse er sich noch Zeit freischaufeln. "Ich arbeite mit Mayk an einer Lösung mit Gleitzeit oder Homeoffice, dass ich ein- oder zweimal in der Woche morgens werfen gehen kann", so Lübrecht. "Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Arbeitgeber, der die Bedürfnisse von allen Mitarbeitenden, den Kunden und die Arbeitsprozesse im Blick haben muss, trotzdem die Möglichkeit bietet, das berufliche Fortkommen mit Leistungssport zu verknüpfen."

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