Christoph Lübrecht arbeitet seit einigen Jahren bei der MTB GmbH als Bauzeichner. Vollzeitjob und Erstliga-Basketball funktionieren nicht mehr. Darum wechselt Lübrecht als Spielertrainer in die zweite Mannschaft. Fotos: Lobback/privat

Hannover. Viele gute und wichtige Entscheidungen werden bekanntermaßen in entspannter Atmosphäre getroffen. In der Raucherecke, beispielsweise. Oder auf Partys in der Küche, während sich alle anderen im Wohnzimmer aufhalten. Oder in einem gemütlichen Sessel sitzend in einer Bar mit Klavierspiel im Hintergrund. Eine für Hannover United wichtige Entscheidung hat ihren Anfang im Frühjahr in einem Garten in Wennigsen genommen. Alter Baumbestand, viel Grün, blauer Himmel, ein kaltes Getränk. An diesem Nachmittag haben Martin Kluck und Teammanager Udo Schulz die Zukunft der zweiten Mannschaft auf den Weg gebracht. Mit am Tisch: Center Christoph Lübrecht - ein wichtiger Baustein in den Überlegungen des Duos.

Lübrecht saß mit Kluck und Schulz zusammen, um über sein weiteres Engagement zu sprechen. Für Lübrecht, der als Bauzeichner in Vollzeit bei der MTB GmbH arbeitet und unter der Woche häufig bundesweit auf Baustellen unterwegs ist, war klar: So kann es nicht weitergehen. Zu groß war der Aufwand im Hauptberuf und einem angemessenen Trainingsaufwand für die 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga. "Beides mit hundertprozentigem Engagement zu betreiben ging nicht. Darum war es für mich ok zu sagen, dass ich in die zweite Mannschaft wechsele und Regionalliga spiele", erinnert sich Lübrecht. "Martin hat gesagt, er habe eine besondere Idee im Hinterkopf." Und so ist man dann erstmal auseinander gegangen.

Wenige Wochen später rückte Kluck heraus mit der Idee. Hannover United hatte die Reserve für die 2. Rollstuhlbasketball-Bundesliga gemeldet und einen Platz bekommen. Und Lübrecht sollte in den Überlegungen von Kluck die Mannschaft leiten - als Spielertrainer. Vorgänger Stefan Tilgner hatte zu Beginn der Vorsaison angekündigt, dass für ihn im Frühjahr 2022 Schluss sei. "Stefan hat seit Jahren eine sehr gute Arbeit für Hannover United geleistet, zuletzt auch in schwierigen Corona-Zeiten. Dafür möchten wir uns noch einmal sehr bedanken", sagt Kluck. "Mit Christoph haben wir die richtige Lösung gefunden."

Der 34-Jährige sah das anfangs nicht ganz so. "Ganz ehrlich, meine erste Reaktion war: Das schaffe ich nicht. Das ist eine Nummer zu groß" sagt Lübrecht, der seit 2016 die C-Lizenz besitzt. "Nur Trainer zu sein ist schon ein großes Ding. Und das Spielertrainer-Konzept habe ich bislang auch eher als Notlösung gesehen und halte es für nicht so optimal. Martin hat mich dann aber in weiteren Gesprächen sehr gut abgeholt, meine Bedenken ausgeräumt und mich beruhigt."

Inzwischen ist aus anfänglichen Bedenken "eine große Lust auf ein tolles Projekt mit tollen Sportlerinnen und Sportlern" geworden, so Lübrecht. Zu Zweitliga-erfahrenen Akteuren wie Andrea Seyrl, Felix Heise, Thomas Schröder, Heiko Müllers und Lukas Seyring stoßen Talente wie die beiden U23-Nationalspieler Sören Seebold und Luis Conrad sowie auf Sicht Felix Hansing und Jakob Krömer. Ein Augenmerk von Martin Kluck liegt auch auf der Entwicklung der jungen Spieler. "Wir wollen Hannover United II zu einem guten Unterbau für die Erstliga-Mannschaft machen, jungen Talenten die Möglichkeit geben, sich gut zu entwickeln, viel Spielzeit zu bekommen und vor allem gegen Gegner zu spielen, die sie herausfordern", sagt Kluck.

Gibt immer 100 Prozent: United-Center Christoph Lübrecht (rechts) greift in der kommenden Saison als Spielertrainer von Hannover United II mit Sören Seebold (links) und Luis Conrad in der 2. Rollstuhlbasketball-Bundesliga an. Foto: Torben Lobback

 

Aufgrund der zwei Corona-Jahre und dem zwischenzeitlichen Rückzug in die Regionalliga sei die Distanz zur ersten Mannschaft größer geworden, so Kluck. "Um diese Lücke wieder zu schließen und die Trainingsmotivation, die in dieser Zeit einen Knick bekommen hat, wieder hochzufahren, haben wir uns entschlossen, in der 2. Rollstuhlbasketball-Bundesliga zu starten. Und Christoph ist in diesem Plan absolut der Richtige zur richtigen Zeit - auch wenn er noch so gut wie keine Erfahrungen als Trainer hat", so Kluck. "Er kann sehr gut vermitteln, was ihn auch als Spieler ausgezeichnet hat: Sich seinen Platz mit harter Arbeit zu erkämpfen, harte Rollstuhlkontakte anzunehmen, sich auch bei Widerständen nicht hängen zu lassen. Davon wird die Mannschaft enorm profitieren", glaubt Kluck. 

Der Spielertrainer-Neuling Lübrecht kann dabei von der Erfahrung des langjährigen Spielertrainers Kluck profitieren. "Ich habe ihm angeboten, zu fragen, wenn er Fragen hat, dass ich im Training vorbeischaue, wir uns in der Trainingsplanung austauschen, ich ihn darin unterstütze, wo er Schwerpunkte setzen kann." Das funktioniere ganz gut, so Kluck. "Ich verspreche mir davon, dass wir als Teams enger zusammenrücken und er den jungen Spielern, die irgendwann in die erste Mannschaft aufrücken sollen, vermittelt, was ich von ihnen erwarte."

In der Mannschaft wurde die Entscheidung für die 2. Bundesliga durchaus kontrovers diskutiert, sagt Lübrecht. "Es gab schon zwei, drei Stimmen, die skeptisch waren. Und das ist auch völlig ok", so der 34-Jährige. "Wir haben das diskutiert und ich versuche, alle mitzunehmen. Unser Ziel ist es, möglichst viele ins Boot zu holen und gemeinsam zu sagen: Wir greifen jetzt in der 2. Rollstuhlbasketball-Bundesliga an."

Dort warten in der neu gestalteten Hauptrunde Alba Berlin, RBC Köln 99ers II und RB Zwickau auf die Hannoveraner. Nach Hin- und Rückspiel steht eine Überkreuzrunde mit den Teams aus dem Süden an. "Ich bin überzeugt, dass wir hier eine gute Sache auf die Beine stellen, auch wenn es vielleicht einige Zeit zum Einpendeln benötigt. Aber da bin ich entspannt, solche Entwicklungsschritte halte ich für normal", sagt Lübrecht. "In den wenigen Einheiten, die wir bisher absolviert haben, konnte man ganz gut sehen, dass in der Mannschaft sooo viel Potenzial steckt. Ich glaube, wir werden zeitnah große Schritte machen."

Das ist der Kader

Sören Seebold, Andrea Seyrl, Thomas Schröder, Felix Hansing, Felix Heise, Luis Conrad, Noel Huber, Dennis Werner, Lukas Seyring, Ronja Holze, Jakob Krömer, Lukas Kimmel, Heiko Müllres, Christoph Lübrecht

Das ist der Modus

Für die RBBL2-Saison 2022/2023 haben neun Mannschaften gemeldet - vier im Norden und fünf im Süden. In der Vorrunde spielen die Teams in ihren Staffeln Hin- und Rückspiel Jeder-gegen-Jeden. Nach der Vorrunde bilden die beiden besten Teams aus dem Norden sowie die drei besten Teams des Südens die Hauptrunde und spielen dort im Modus Jeder-gegen-Jeden gegen die Teams der jeweils anderen Staffel, sodass am Ende der Hauptrunde jede Mannschaft zwölf Spiele absolviert hat. Die Ergebnisse der Vorrunde werden mitgenommen. Der gleiche Modus gilt in der Relegationsrunde für den Dritten und Vierten aus der RBBL2N sowie den Vierten und Fünften aus der RBBL2S. Die vier besten Mannschaften der Hauptrunde spielen Playoffs. Im Halbfinale trifft der Erste auf den Vierten, der Zweite auf den Dritten. Heimrecht im ersten Spiel einer Runde hat jeweils die in der Abschlusstabelle schlechter platzierte Mannschaft. In den Playoffs zählt das Ergebnis aus Hin- und Rückspiel. Die Finalisten haben das Aufstiegsrecht zur RBBL.

Das ist der HU2-Heimspielplan

22. Oktober 2022, 14.30 Uhr, Hannover United II - Alba Berlin2
3. Dezember 2022, 14.30 Uhr, Hannover United II - RB Zwickau
7. Januar 2023, 14.30 Uhr, Hannover United II - RBC Köln 99ers II

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