Die Jubiläums-Mitgliedschaft: Dirk Swinke (links) freut sich mit United-Präsident Joachim Rösler über die seine Unterschrift. Foto: Maike Lobback

Hannover. Dirk Swinke (57) ist Landesgeschäftsführer Niedersachsen des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), Fan von Hannover United und mit dem SoVD Niedersachsen auch Kooperationspartner. Im Januar hat Dirk Swinke seine Mitgliedschaft unterschrieben.

Hallo Herr Swinke, Sie sind das 100. Mitglied von Rollstuhlbasketball-Bundesligist Hannover United. Haben Sie selbst schonmal im Rollstuhl gesessen?
Ich habe mich zwei-, dreimal in den Rollstuhl gesetzt und versucht, etwas auf die Reihe zu bekommen. Da bin ich gnadenlos gescheitert. (lacht) Ich habe es nichtmal gepackt, aus dem Sitzen heraus den Korb zu treffen. Von daher weiß ich, wie schwer das ist und kann mir vorstellen, wie viel Training und Fleiß für die Spielerinnen und Spieler Tag für Tag dahinter hängt.

Wie lange hängt Ihr Herz an Hannover United?
Die Kooperation haben wir vor sieben Jahren begonnen, da hat die Mannschaft in der 2. Bundesliga spielt. Ich kenne in meinem persönlichen Umfeld einige Leute, die in dieser Zeit auch zum Rollstuhlbasketball gekommen sind. Mich begeistert nicht nur der tolle Werdegang der 1. Mannschaft in der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga, sondern vor allem der inklusive Gedanke, der im Verein gelebt wird. Das sind alle, die sich bei United engagieren, auch im Breitensport und vor allem in den vielen schulischen Projekten. Und es sind die ganz persönliche Dinge, die einen berühren.

Was meinen Sie damit?
Hannover United hat uns als Familie auch gepackt. Meine Frau ist oft dabei, meine Töchter kommen immer mit. Meine große Tochter ist auch im sozialen Bereich sehr engagiert und absolviert ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Landesbildungszentrum für Blinde. Es ist einfach ein besonders Gefühl, das in der Halle aufkommt. Wir sind mit Freunden bei einem Punktspiel gewesen, die eigentlich mit dem Sport gar nichts zu tun gehabt haben. Die haben vorher gesagt: Mensch, Spieler mit und ohne Behinderung - das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich habe gesagt: Kommt mit, dann werdet ihr das schon sehen. Und entweder kommt ihr ein zweites Mal mit oder ihr sagt, das ist nichts für mich. Ich habe niemanden erlebt, der United nicht ein zweites Mal besucht hat.

Inzwischen sind Sie mit Ihrem Landesverband des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) Kooperationspartner von Hannover United.
Ja, wir tragen gern dazu bei, dass das Projekt Hannover United aufrecht erhalten und ausgebaut wird. Menschen, die mobilitätseingeschränkt sind, die in irgendeiner Art und Weise eine Behinderung haben, sind eine unserer Kerntruppen beim SoVD. Von daher passt diese Kooperation perfekt. Wenn wir mit unseren Ortsverbänden ein-, zweimal im Jahr in die Halle kommen, ist das ein großer Spaß für alle. Außerdem haben wir mit unserer Reichsbundstiftung jahrelang Oliver Jantz begleitet, ihm die Möglichkeit gegeben, sich beruflich und sportlich weiterzuentwickeln. Das sind Dinge, die ich nicht missen möchte. Dann habe ich irgendwann mit Joachim (Rösler, die Red.) gesprochen und habe gesagt: Das machen wir jetzt ganz persönlich mit einer Mitgliedschaft fest.

Und dann ist es die 100. geworden …
Es ist schön, dass es so ist. Das macht mich auch stolz. Ich finde das schon toll, dass ich sagen kann: Ich bin das hundertste Mitglied von Hannover United. Ich wäre aber genau so stolz gewesen, wenn ich das neunundneunzigste oder hunderterste Mitglied gewesen wäre. Mir geht’s um die Sache. Ich möchte mit der Mitgliedschaft zum Ausdruck bringen, dass das eine ganz private Angelegenheit ist, nicht nur die Verbindung zwischen dem SoVD und Hannover United. Aber die Verbindung ist natürlich auch wichtig. Darum habe ich mit Manager Udo Schulz gesprochen und vereinbart, dass wir mit dem Kreisverband Heidekreis des SoVD beim Heimspiel gegen den BBC Münsterland (Sonnabend, 26. Februar, die Red.) in die Halle kommen. Dann kommt mal wieder ein bisschen Stimmung in die Bude - in dem Maße, in dem wir das in der Corona-Pandemie verantworten können.

Wofür steht der Sozialverband Deutschland für Sie?
Der SoVD ist mehr als hur ein Job. Ich arbeite seit 33 Jahren dort, von der Sozialberatung über die Rechtsvertretung war Abteilungsleiter und bin dann 2006 Geschäftsführer des Landesverbandes geworden. Davor war ich drei Jahre lang Stellvertreter. Ich kenne mich aus (lacht). Im Ernst: Wenn man das nur als Job versteht, ist etwas falsch. Das geht auch meinen Kolleginnen und Kollegen so. Wir sind viel zu dicht dran an den Menschen, an den Funktionsträgern und Gremien. Ich muss sagen, der Verband hat mir schon viel, viel gegeben. Viele Dinge, die ich hier erleben und gestalten durfte, deren Möglichkeiten ich sonst vielleicht gar nicht so gehabt hätte. Ich bin hier verwurzelt.

Was sind die Aufgaben des Verbandes?

Wir machen Sozialberatung , Rechtsverletzung in allen Sozialgesetzbüchern und das von der Beratung über den Antrag, den Widerspruch in die Klage bis hin vors Bundessozialgericht. In Niedersachsen haben wir 55 Büros, in denen wir bis zu 280.000 Mitglieder betreuen. Und die kommen aus allen Schichten, weil die Sozialgesetzgebung mittlerweile derart komplex geworden ist, dass viele Menschen eine Beratung und eine Rechtsvertretung benötigen. Wir sind ein Spiegel der Gesellschaft. Spätestens mit 50 Jahren machen sich unsere Klienten Gedanken über die Zukunft: Was passiert, wenn ich in Rente gehe? Was passiert, wenn ich gesundheitliche Einschränkungen bekomme? Worauf muss ich achten? Zudem bieten wir tolle Angebote vor Ort.

Wie sind Sie mit Ihrem Beratungssetting bisher durch die Corona-Pandemie gekommen?
Wir haben Glück gehabt, weil wir schon vor Corona eine Digitalstrategie hatten. Als die Pandemie vor knapp zwei Jahren kam, konnten wir relativ schnell umswitchen, haben auf telefonische Beratung gestellt, Homeoffice eingeführt. Das hat sich mittlerweile etabliert. Wir haben auch eine Videochatberatung, die ebenfalls in Anspruch genommen wird - vor allem von den Jüngeren. Die machen alles mit dem Smartphone, laden Dokumente in die elektronische Akte. Die Ü60-Generation muss sich an solche Formate erstmal gewöhnen, aber auch das klappt. Zwischendurch haben wir die Büros wieder für einzelne Präsenztermine geöffnet. Natürlich kann man alles am Telefon besprechen, aber solch intime Dinge wie Patientenverfügungen, Vorsorgevollmacht, etwas kompliziertere Rentengeschichten, Erwerbsminderung - da brauchst du den Kontakt zu unseren Beraterinnen und Beratern. Das sind auch die Vertrauenspersonen unserer Mitglieder. Wir betreuen aber nicht nur in der Sozialberatung, sondern auch vor Ort.

Wie sieht das aus?
Das Leben spielt in unseren rund 800 Ortsverbänden. Dort kümmern wir uns mit unterschiedlichen Angeboten um die Menschen, wirken Einsamkeiten entgegen. In der Pandemie haben wir beispielsweise ein Impftelefon geschaltet, haben Fahrdienste in die Impfzentren organisiert. Da haben sich Ehrenamtliche vor Ort bereiterklärt, uns zu helfen. Das war genau für diejenigen, die das allein nicht hätten bewerkstelligen können oder die mobilitätseingeschränkt sind und das selbst nicht geschafft hätten.Das hat supertoll funktioniert.

Zum Schluss unseres Gesprächs kommen wir nochmal auf Hannover United: Was wünschen Sie sich für den Verein?
Klar, möchte man immer gewinnen. Ich wünsche mir aber vielmehr , dass der tolle Weg, den der Verein in den vergangenen zehn Jahren beschritten hat, fortgeführt wird: Aufgaben und Probleme über die Mannschaft zu lösen und den Teamgedanken in den Vordergrund zu stellen - der ist für ich wichtiger als alles andere. So praktiziere ich meinen Job hier beim SoVD. Und das finde ich auch bei Hannover United wieder. Hut ab.

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